Charles Perrault (1628-1703)***Jacob und Wilhelm Grimm


Charles Perrault (1628-1703) veröffentlichte 1697 seine acht Histoires ou Contes du temps passé (Geschichten oder Erzählungen aus der vergangenen Zeit), unter denen sich mehrere Titel finden, die ein deutsches Publikum eher mit den Brüdern Grimm und deren Sammlung der Kinder- und Hausmärchen (zuerst 1812) verbindet: Die schlafende Schöne im Walde (die bei den Grimms zu Dornröschen wird), Rotkäppchen, Der gestiefelte Kater, Aschenputtel und Blaubart. Perrault griff für seine Geschichten vor allem auf italienische literarische Vorbilder zurück. Die Grimms, die mit ihrer Sammlung von 1812 so etwas wie den erzählenden Volksgeist eingefangen zu haben meinten, hatten nicht bedacht, dass es sich bei den Märchenerzählerinnen, auf die sie sich stützten, um Bürgerinnen aus hugenottischen Familien handelte, in denen die Perraultschen Märchen zwar mündlich überliefert wurden, deswegen aber noch lange keine mündliche Volksüberlieferung darstellten, wie es die ideologischen Prämissen der Grimms erfordert hätten. Für spätere Ausgaben ihrer Märchensammlung sortierten sie daher einige der auf Perrault zurückgehenden Texte wieder aus, da ihnen die französischen Funkenschläge nicht ganz ins Konzept passten.