Heinrich Heine (1797–1856)***Gérard de Nerval (1808–1855)

Gérard de Nervals Übersetzung von Goethes Faust, die er im Alter von 19 Jahren anfertigte, ist bis heute die einflussreichste französische Version von Goethes Text und hat die europäische Wahrnehmung des Faust in anderen Ländern wie Spanien und Italien, aber auch in Osteuropa, gelenkt, bevor es dort Übersetzungen in die jeweiligen Landessprachen gab. Nerval ist unter den französischen Romantikern derjenige mit den besten Deutschkenntnissen und ist dazu noch intensiv durch Deutschland gereist, in den Jahren 1836 bis 1853 mindestens sieben Mal. In Paris pflegte er besonders mit Heinrich Heine engen Kontakt und übersetzte wichtige Werke Heines zum ersten Mal ins Französische. Heine wiederum hat sich mehrfach über den kranken Nerval geäußert, der sich ein Jahr vor Heines Tod das Leben nahm. Heines Loreley repräsentierte für Nerval in konzentrierter Form das Deutschland, das er in seinem Deutschland-Reisebericht emphatisch ansprach, als er den Rhein hinter Strasbourg erreicht hatte: „Da ist Deutschland, die Heimat von Goethe und Schiller, das Land E.T.A. Hoffmanns, das alte Deutschland, unser aller Mutter!” Unter dem Titel Lorely. Souvenirs d'€™Allemagne erschienen dann 1852 Nervals Reiseeindrücke, in denen Heine und seine Version der Loreley-Geschichte erneut einen prominenten Platz einnahmen. Unter unseren Funkenschlägen ist Nerval einer der wenigen, bei denen der Funke von Deutschland nach Frankreich springt, auch wenn Nerval aus den verschiedenen Inspirationen, die er aus der deutschen Literatur und seinen Deutschlandreisen empfängt, etwas vollkommen Eigenständiges macht. Nervals Übersetzungen von Heines Lyrik sind größtenteils Prosaübersetzungen, u.a. auch, weil Heine selbst das französische Verssystem für seine Gedichte ungeeignet fand, aber die Loreley hat Nerval gereimt übersetzt.