Denis Diderot (1713-1784)***Friedrich Schiller (1795-1805)

„Welche Thätigkeit war in diesem Menschen! Eine Flamme, die nimmer verlöschte! Wieviel mehr war er anderen, als sich selbst! Alles an ihm war Seele! [...] Alles trägt den Stempel einer höheren Vortrefflichkeit, deren die höchste Anstrengung anderer gewöhnlicher Erdenbürger nicht fähig ist.” So äußerte sich Schiller in einem Brief an Körner vom 12. Februar 1788 über Diderot. In Deutschland stand Schiller mit dieser Begeisterung nicht alleine. „Diderot ist Diderot, ein einzig Individuum; wer an ihm oder seinen Sachen mäkelt, ist ein Philister, und deren sind Legionen”, schrieb Goethe 1831 an Zelter und bekundete damit seine große Vertrautheit mit dem französischen Aufklärer. Bemerkenswert ist dabei, dass Goethe und Schiller mitunter früher von Diderots Werk Notiz nehmen konnten als ihre französischen Zeitgenossen, was schlicht an den Veröffentlichungsbedingungen von Diderots Werk lag: Nachdem dieser in frühen Jahren wegen seiner Pensées philosophiques bereits einmal in der Bastille gelandet war, musste er, auch um sein Jahrhundertprojekt, die Encyclopédie, nicht zu gefährden, von weiteren Veröffentlichungen in Frankreich absehen. Glücklicherweise konnte er aber den geschützten Raum der Correspondance littéraire nutzen, einer von Grimm herausgegebenen, handschriftlich angefertigten Subskriptionsschrift, die an ausgewählte Empfänger geschickt wurde. Dabei handelte es sich ausschließlich um regierende Hochadelshäuser außerhalb Frankreichs, vor allem in Deutschland, Schweden und Russland. In dieser Correspondance erschienen zahlreiche Werke Diderots, darunter Jacques le fataliste und der Neveu de Rameau, die heute zu seinen bekanntesten Werken gehören. Es sind diese Veröffentlichungen in der Correspondance littéraire, die in deutschen literarischen Zirkeln kursierten und auf Diderots Werk aufmerksam machten, noch ehe diese Werke in Frankreich erscheinen konnten. Dies führt zu mitunter kuriosen Publikationswegen von Diderots Werk, etwa im Falle von Schillers Diderotübersetzung Merkwürdiges Beispiel einer weiblichen Rache: Dieser Text ist eigentlich eine im Roman Jacques le fataliste enthaltene, häufig unterbrochene Binnenerzählung, die Schiller als kontinuierliche Erzählung übersetzt und in seiner Zeitschrift Thalia 1785 veröffentlicht. 1793 erscheint diese Erzählung dann in Frankreich, als Rückübersetzung aus der deutschen Fassung, ehe erst 1796 der Originaltext Jacques le fataliste in Frankreich veröffentlicht wird - mehr als zehn Jahre, nachdem er Schiller zu seiner Teilübersetzung inspiriert hatte und mehr als zehn Jahre nach dem Tod Diderots.