Arthur Rimbaud (1854-1891)***Georg Trakl (1887-1914)

„Das Gespräch kam auf die Literatur. Ich frug nach modernen Dichtern, lesenswerten. Er nannte Verlaine und noch einen Jungen - Rimbaud! -, der nur wenig geschrieben.” (Dr. F. Plahl in „Erinnerung an Georg Trakl. Zeugnisse und Briefe”) Dass Georg Trakl den französischen Dichter Arthur Rimbaud nicht nur lesenswert fand, sondern zahlreiche Elemente der Poesie Rimbauds Trakls eigenes Schaffen inspiriert haben, mag dem deutschen Leser nicht sofort auffallen, war aber frühen Kennern Trakls durchaus bewusst. Eine wichtige Rolle spielte bei Trakls Rezeption Rimbauds jedoch nicht nur der Originaltext, sondern auch die 1907 erschienenen Übersetzungen Rimbaud‘scher Werke von Karl Ammer. Dieser übersetzte unter anderem Rimbauds Gedicht „Le bateau ivre”, „Das trunkene Schiff”, welches sich in Trakls „Westlicher Dämmerung” wiederfindet: „Ein trunknes Schiff dreht am Kanal / Sich trag in grünen Sonnengarben. / Ein heiteres Konzert von Farben / Hebt leise an vorm Hospital.” Die von Rimbaud proklamierte „bewusste Deregulierung der Sinne” zeitigte Effekte, die auch Trakls Schreiben entgegenkamen. „Aus Wolken tauchen schimmernde Alleen / Erfüllt von schönen Wägen, kühnen Reitern. / Dann sieht man auch ein Schiff auf Klippen scheitern / Und manchmal rosenfarbene Moscheen.” Eine kühne Vision aus Trakls „Vorstadt im Föhn”? Das auch, aber nicht zuletzt ein Funkenschlag mit Rimbauds „Alchemie des Wortes”: „Ich gewöhnte mich an die einfache Halluzination: ich sah sehr deutlich eine Moschee an Stelle eines Hüttenwerks, eine Trommlerschule von Engeln gebildet, Wagen auf den Himmelswegen...”