Georg Trakl
DIE TOTE KIRCHE
Auf dunklen Bänken sitzen sie gedrängt
Und heben die erloschnen Blicke auf
Zum Kreuz. Die Lichter schimmern wie verhängt,
Und trüb und wie verhängt das Wundenhaupt.
Der Weihrauch steigt aus güldenem Gefäß
Zur Höhe auf, hinsterbender Gesang
Verhaucht, und ungewiß und süß verdämmert
Wie heimgesucht der Raum. Der Priester schreitet
Vor den Altar; doch übt mit müdem Geist er
Die frommen Bräuche - ein jämmerlicher Spieler,
Vor schlechten Betern mit erstarrten Herzen,
In seelenlosem Spiel mit Brot und Wein.
Die Glocke klingt! Die Lichter flackern trüber -
Und bleicher, wie verhängt das Wundenhaupt!
Die Orgel rauscht! In toten Herzen schauert
Erinnerung auf! Ein blutend Schmerzensantlitz
Hüllt sich in Dunkelheit und die Verzweiflung
Starrt ihm aus vielen Augen nach ins Leere.
Und eine, die wie aller Stimmen klang,
Schluchzt auf - indes das Grauen wuchs im Raum,
Das Todesgrauen wuchs: Erbarme dich unser -
Herr!
Arthur Rimbaud, übersetzt von Karl Ammer
DIE ARMEN IN DER KIRCHE
In die Bänke und Winkel der Kirche gekeilt,
die ihr Atem verpestet, die Augen erhoben
zum goldenen Chor und die Sängerschar droben,
die mit zwanzig Kehlen Meßlieder heult,
wie wenn Brotgeruch den Wachsduft durchweht
glücklich, geduckt wie geschlagene Hunde,
richten die Armen mit lallendem Munde
zu Gott und Kaiser ihr hartes Gebet.
Für die Weiber ists da ein wohliges Sein
nach den sechs von Gott beschiedenen Tagen!
sie wiegen, in seltsame Pelze geschlagen,
so etwas wie Kinder, die mörderisch schrein.
Ohne Andacht und dennoch die Augen voll Bitten,
ganz mager von ihrer ewigen Suppe,
heraußen die Brust, schaun sie scheel auf die Gruppe
von jungen Göhren mit schäbigen Hüten.
Noch eine Stunde. Wie schön! Und nachher
der besoffene Mann und Hunger und Kälte -
unsagbar! Indes mit Gekeif und Geschelte
klatscht von verfetteten Weibern ein Heer.
Epileptiker sind auch, die auf den Gassen
man gestern gemieden, Kretins, ganz verschreckt,
und Blinde, die Nase ins Meßbuch gesteckt,
die sich von Hunden herumführen lassen.
Vor vertrottelter Gläubigkeit speiend, schicken
zu Jesus sie endlos ihr Bettlergebet,
der droben im fahlen Fenster steht,
ferne von allen den Magern und Dicken,
und dem Muffel und Schweiß, der den Raum erfüllt,
und dem kraftlosen, ekligen, düstern Gedränge. -
In gewählten Worten blühn die Gesänge
nur dann, und zu brünstigen Stammeln schwillt
der Choral nur, wenn lächelnd in seidenen Falten
in den Kirchen, in denen die Sonne verglüht,
die vornehmen Damen gesättigt und müd
dem Priester die Hände zum Kusse hinhalten.
Arthur Rimbaud
LES PAUVRES A LâEGLISE
Parqués entre des bancs de chêne, aux coins d'église
Qu'attiédit puamment leur souffle, tous leurs yeux
Vers le chÅur ruisselant d'orrie et la maà®trise
Aux vingt gueules gueulant les cantiques pieux ;
Comme un parfum de pain humant l'odeur de cire,
Heureux, humiliés comme des chiens battus,
Les Pauvres au bon Dieu, les patrons et le sire,
Tendent leurs oremus risibles et têtus.
Aux femmes, c'est bien bon de faire des bancs lisses,
Après les six jours noirs o๠Dieu les fait souffrir !
Elles bercent, tordus dans d'étranges pelisses,
Des espèces d'enfants qui pleurent à mourir.
Leurs seins crasseux dehors, ces mangeuses de soupe,
Une prière aux yeux et ne priant jamais,
Regardent parader mauvaisement un groupe
De gamines avec leurs chapeaux déformés.
Dehors, le froid, la faim, l'homme en ribote :
C'est bon. Encore une heure ; après, les maux sans noms !
- Cependant, alentour, geint, nasille, chuchote
Une collection de vieilles à fanons :
Ces effarés y sont et ces épileptiques
Dont on se détournait hier aux carrefours ;
Et, fringalant du nez dans des missels antiques,
Ces aveugles qu'un chien introduit dans les cours.
Et tous, bavant la foi mendiante et stupide,
Récitent la complainte infinie à Jésus
Qui rêve en haut, jauni par le vitrail livide,
Loin des maigres mauvais et des méchants pansus,
Loin des senteurs de viande et d'étoffes moisies,
Farce prostrée et sombre aux gestes repoussants ;
- Et l'oraison fleurit d'expressions choisies,
Et les mysticités prennent des tons pressants,
Quand, des nefs o๠périt le soleil, plis de soie
Banals, sourires verts, les Dames des quartiers
Distingués, - à´ Jésus ! - les malades du foie
Font baiser leurs longs doigts jaunes aux bénitiers.